Falsch oder Echt? - Teil 2 | Syngenta

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Falsch oder Echt?

Aktuelles Spezialkulturen
13.03.2017

Teil II

Bekämpfungszeitpunkte, Spritzabstände und Applikationstechnik zur Bekämpfung des Falschen und des Echten Mehltaus

In der ersten Ausgabe unserer 3-teiligen Fachinformationsreihe „Falsch oder Echt“ haben wir Ihnen Informationen zur Biologie, zur Erkennung und zur Schadwirkung der Pilze, zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden gegeben. Im Folgenden widmen wir uns im Schwerpunkt den verschiedenen Gesichtspunkten, die für das richtige Timing der Fungizid-Maßnahmen gegen die beiden Erreger wichtig sind.

 

Gefahr erkannt … Gefahr gebannt. So einfach ist es leider nicht. Für eine erfolgreiche Bekämpfung des Falschen und des Echten Mehltaus ist es auch entscheidend, sich intensiv mit dem „wann“ auseinander-zusetzen. Dabei gilt es im Wesentlichen folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Anfälligkeit der Reben im Vegetationsverlauf
  • Befallsdynamik der Erreger (Epidemiologie)
 

Die kritische Phase für Falsch und Echt: Das „Mehltau-Fenster“

In der Wachstumsphase von vor der Blüte bis kurz vor Traubenschluss sind die Reben sehr anfällig gegenüber den beiden Mehltau-Arten. Folgende Faktoren begünstigen den Pilzbefall:

  • Zunahme der Blattfläche und vor allem des Dickenwachstums der Beeren nach der Blüte um das 2 bis 3-fache innerhalb einer Woche (bei wüchsigem Wetter)
    • Junges Pflanzengewebe mit dünner Wachsschicht 
  • Gescheine trocknen langsam ab
    • Höhere Anfälligkeit als Blätter
  • Abwerfen der Blütenkäppchen
    • Ungeschützte Beerchen

Man bezeichnet diese Phase von der letzten Vorblütebehandlung bis kurz vor Traubenschluss als das sogenannte „Mehltau-Fenster“. In dieser Vegetationsperiode gilt Terminierung, Applikationstechnik und Fungizid - Wahl höchste Aufmerksamkeit. Dies gilt sowohl für die Peronospora als auch für Oidium!

 

Nach Ende des Mehltaufensters geht die Anfälligkeit der Reben zurück. Infektionen sind jedoch weiter möglich:

  • Falscher Mehltau: Bis Reifebeginn Befall der Trauben über Stielgerüste/Stielkissen
  • Echter Mehltau: Direkter Befall  der Trauben vor allem bei unterschiedlicher  Beerenentwicklung; auch Infektionen über das Stielgerüst 

 

Pero und Oidium-Epidemien verlaufen anders

Die beiden vergangenen Jahre lieferten einen eindrucksvollen „Anschauungsunterricht“, wie unter-schiedlich die Befallsentwicklung der beiden Mehltau-Arten ist - gerade bei jeweils günstigen Infektionsbedingungen:

  • 2015: Ein Oidium – Jahr: Typisch der eher „schleichende“ Befallsaufbau (mit einer oft langen Latenzphase)
  • 2016: Ein Pero – Jahr: Typisch die schlagartige Ausbreitung der Epidemie

 

So findet man den richtigen Applikationstermin

Beim Falschen Mehltau gibt es in der Praxis verschiedene Strategien, sich einem gezielten Bekämpfungs-termin zu nähern:

  • Abwarten der Primärinfektion > Behandlung vor dem nächsten Niederschlagsereignis
  • Wenn erste Ölflecke gefunden werden > Behandlung (spätestens vor dem nächsten Niederschlagsereignis)
  • Dreiblatt-Stadium > Behandlung (prophylaktisch vor dem nächsten Niederschlagsereignis)

Beim Echten Mehltau sollte grundsätzlich prophylaktisch (vorbeugend) bekämpft werden, wenn günstige Bedingungen für den Erreger vorliegen. Werden Zeigertriebe gefunden, so ist jedoch mit der Behandlung umgehend zu beginnen.

Computergestützte Prognosemodelle sind heute ausgereift und bewährt; sie sollten als wichtige Entscheidungshilfen herangezogen werden:

Weiterhin wird empfohlen, die Hinweise der regionalen Weinbauberatung zu beachten.

Im Einzelfall kann auch die „10-er Regel“ (10 mm Niederschlag innerhalb von 3 Tagen, mindestens 10 cm Trieblänge, mindestens 10°C) hilfreich sein, um die Primärinfektion abzuschätzen.

 

Das ist bei den Spritzabständen zu beachten

Um es vorweg zu nehmen: Es ist nicht mehr zeitgemäß mit starren Behandlungsintervallen zu fahren! Der Spritzabstand ist dem jeweiligen Blattzuwachs anzupassen.

Beobachtungen und Messungen in den letzten Jahren weisen darauf hin, dass das Rebenwachstum nicht mehr gleichmäßig verläuft. Phasen von massivem Zuwachs wechseln mit Phasen einer „Stagnation“. Mit dem zunehmenden Anstieg der Temperaturen beschleunigen sich die Zuwachsphasen. Die Spritzabstände müssen entsprechend angepasst werden:

Bei einem Zuwachs von zwei Blättern bzw. dem Wachstum der Blattflächen um 400 cm² ist eine Erneuerung des Fungizid-Belags notwendig. Hinweise dazu geben auch die obengenannten Prognosemodelle.

Falsch und Echt werden in der Regel gleichzeitig bekämpft. Die Krankheit für die in der Situation der höhere Befallsdruck herrscht bestimmt den Spritzabstand. Dies bedeutet zumeist: In Hochdruckphasen der Echte Mehltau, bei feuchter Witterung der Falsche Mehltau. 

 

Praxis-Tipp: Schlagkraft überdenken

2016 hat es schmerzvoll erlebbar gemacht: Betriebe, die bereits am Limit ihrer Schlagkraft fuhren, konnten die oftmals notwendigen, engeren Abstände nicht mehr einhalten. Der Druck wurde noch erhöht, wenn die Anlagen nach Niederschlägen nicht befahrbar waren.

Nur jede zweite Gasse zu befahren ist keine Lösung! Einseitige Behandlungen erhöhen das Befallsrisiko, gerade in Schlechtwetterperioden. In Starkbefallssituationen können Spritzabstände von 7- 8 Tagen notwendig werden.

Überdenken Sie rechtzeitig Ihre Schlagkraft, um für diese Ereignisse gewappnet zu sein!                     

Wenn Schäden an den Trauben entstanden sind, kann dies im Keller oft nur mit großem Aufwand kompensiert werden. Gesunde Trauben sind das Produktionsziel, um sehr gute Weine keltern zu können.

 

Sorgfalt bei der Applikationstechnik 

Auch bei der Wahl der geeigneten Anwendungstechnik spielt das Entwicklungsstadium der Pflanze eine wichtige Rolle: Düsengröße und -typ, Fahrgeschwindigkeit, optimaler Druck und damit die Tropfengröße sollten daran angepasst werden.

Eine ausreichende Wirkung der Fungizide ist nur dann gegeben, wenn der Wirkstoff dort hinkommt, wo er wirken soll. Die besondere, dreidimensionale Struktur der Gescheine/Beeren ist dabei eine besondere Herausforderung für die Qualität der Benetzung im Weinbau. Speziell für die Bekämpfung von Echtem Mehltau sei dabei an ausreichende Wasssermengen erinnert.

Ein wichtiges Ziel eines verantwortungsbewussten Pflanzenschutzes ist die Abdrift auf Nichtzielflächen zu minimieren. Dafür stehen, je nach Gerätetyp, Abdrift reduzierte Düsen zur Verfügung. Eine hohe biologische Leistung und die Reduzierung von Umwelteinträgen sind mit der Abdrift reduzierten Applikationstechnik jederzeit möglich.

 

Diese und weitere Informationen zu dieser Thematik finden Sie in unserer speziellen Broschüre Applikationstechnik Weinbau. Hier geht es zum Download.

Pero-Jahre können also durchaus auch Oidium-Jahre sein – und umgekehrt. Eine gezielte und konsequente Behandlung beider Krankheiten ist notwendig, um gesundes Lesegut zu erzeugen.

Hinweis für unsere Leser:

Wie wirksame Spritzfolgen gegen Peronospora und Oidium gestaltet werden können, was aus Sicht eines nachhaltigen Antiresistenzmanagements zu beachten ist: Das erfahren Sie im dritten Teil von „Falsch oder Echt“ in Kürze. Wir werden Sie informieren, wenn der Artikel verfügbar ist.

 

Aktuelle Empfehlung gegen „Falscher und Echter Mehltau“

Unsere Produkte und Empfehlungen für die aktuelle Saison „Falscher und Echter Mehltau“ sowie die anderen Pilzkrankheiten im Weinbau finden Sie hier:

 

 

 

 

Testen Sie ihr Wissen

Auf unserer Homepage finden Sie jetzt das „Falsch oder Echt – Quiz“ mit Fragen zu den beiden Mehltau-Arten sowie rund um den Weinbau. Aufmerksame Leser der Artikel werden manche Frage leichter beantworten können. Testen Sie hier Ihr Wissen!