Biologicals im Blickpunkt - Teil 1
Christian Saglini ist bei Syngenta verantwortlich für Biologische Pflanzenschutzmittel und Biostimulatoren in Deutschland/Österreich/Schweiz. Er kommt aus dem Weinbau im Tessin und hat sich in seiner vorherigen Funktion intensiv mit dem Einsatz von Biologicals im Weinbau in der Schweiz befasst.
Das Interesse an biologischen Pflanzenschutzmitteln hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Ich sehe hier mehrere Themenfelder: Die Ausrichtung der EU-Umweltpolitik, Stichwort «Green Deal», setzt für die Zukunft Rahmenbedingungen, die den ökologischen Landbau und damit Biologicals fördern. Der Wandel im Verbraucherverhalten und in der Konsequenz die Anforderungen des LEH sind ein wachsender Treiber für biologisch produzierte Produkte. Und letztlich öffnen sich im konventionellen Pflanzenschutz durch den Verlust von Wirkstoffen und Produkten immer mehr Lücken.
Werden Biologicals konventionelle Pflanzenschutzmittel in der Zukunft ersetzen?
Biologische Produkte können kurz- und mittelfristig konventionelle Pflanzenschutzmittel wirkungsmäßig nicht gleichwertig ersetzen. Aber sie leisten einen zunehmend wichtigen Beitrag zur Kontrolle der Erreger und als Tool für das Resistenzmanagement. Auch künftig ist jede Art von Landwirtschaft darauf angewiesen, ihre Kulturen zu schützen, um die Produkte in der vom Konsumenten gewünschten Qualität zu einem erschwinglichen Preis herzustellen – egal ob konventionell oder Bio-Landbau.
Wohin entwickeln sich die Forschungsschwerpunkte von Syngenta?
Die Suche nach einem neuen Wirkstoff im Bereich Pflanzenschutz wird immer schwieriger und gleicht der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen: Nur eine von 160‘000 getesteten Einzelsubstanzen schafft es schließlich als Pflanzenschutzmittel auf den Markt. Sogenannten Biologicals kommt daher als Quelle für neue Wirkmechanismen eine immer wichtigere Rolle zu.
Festzuhalten bleibt: Syngenta wird weiterhin ein führendes, forschendes Unternehmen im Bereich des konventionellen Pflanzenschutzes bleiben. Daneben intensiviert die Firma zunehmend in die Entwicklung und den Vertrieb von Biologicals. Darunter verstehen wir biologische Pflanzenschutzmittel sowie Biostimulantien. Wir sind in den letzten Jahren viele Forschungspartnerschaften mit Universitäten und anderen Firmen eingegangen. Zu nennen wäre hier die Zusammenarbeit mit der holländischen Firma DSM, die ein ausgesprochen großes Knowhow bei Mikroorganismen hat. Zusammen mit gezielten Übernahmen sollen diese Aktivitäten dazu führen, dass wir künftig der Praxis kontinuierlich neue Produkte aus diesem Bereich anbieten können.
Was bedeuten diese Veränderungen für die Winzer?
Letztlich muss jeder Betrieb entscheiden, wie er seine Trauben, seinen Most oder seinen Wein am erfolgreichsten vermarkten kann. Ob biologisch oder konventionell produziert. Ich persönlich denke, dass die «Grenzen» zwischen diesen beiden Verfahren beim Pflanzenschutz in vielen Betrieben zunehmend verschwinden werden. In der Schweiz haben wir sehr erfolgreich das «Vario-Spritzprogramm» eingeführt. Dabei werden biologische Produkte - zumeist zum Ende der Spritzfolge - in konventionelle Spritzfolgen integriert. Immer mit dem Blick auf Witterung und Krankheitssituation. In Deutschland können wir den Winzern in diesem Jahr erstmals für ihren Rebschutz eine Kombination aus konventioneller Krankheitskontrolle mit biologischen Produkten in den Abschlussbehandlungen anbieten. Mit FytoSave und Taegro stehen dafür neue Biologicals zur Verfügung. Sie haben sich in der Praxis zum Beispiel in Frankreich und der Schweiz sowie in Versuchen in Deutschland schon bewährt. So können wir 2021 Kombi- bzw. Bio-Betrieben breit getestete Empfehlungen für die Praxis weiterreichen.
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