Windkraftbetreiber Prokon soll weiterlaufen
Prokon-Gläubigerversammlung am 22. Juli
Das insolvente Windenergie-Unternehmen Prokon soll weitergeführt werden. Darauf haben sich drei große Gläubigergruppen und Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin verständigt.
Unterdessen versucht Prokon-Gründer Carsten Rodbertus, der das Unternehmen in die Pleite geführt hat, wieder Zugriff auf die Prokon zu gewinnen und die Sanierungspläne des Insolvenzverwalters zu Fall zu bringen. Am 22. Juli hat Dietmar Penzlin zur Gläubigerversammlung nach Hamburg eingeladen.
Erinnern wir uns: Rund 750.000 Anleger hatten der Firma Prokon Regenerative Energien GmbH Genussrechte im Wert von insgesamt 1,4 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Davon wurden Windparks gebaut und das Unternehmen war als Eigentümer oder Kreditgeber für verschiedene Projekte im Bereich erneuerbare Energien tätig. Mit dem Versprechen auf hohe Renditen hatte Rodbertus Anleger gewonnen. Ihnen droht nun ein großer Teil ihres eingesetzten Kapitals zu verlieren.
Prokon soll weitergeführt werden
Das Unternehmen kann auf verschiedene Art weitergeführt und somit das Kapital der Anleger gerettet werden: Eine Eigenkapitalkomponente für Anleger, die ihre Genussrechte in Eigenkapital wandeln und so Gesellschafter von Prokon werden wollen. Die Umwandlung eines Teils der Genussrechte in eine handelbare Anleihe, um denjenigen Anlegern, die aussteigen wollen, eine entsprechende Möglichkeit zu bieten.
Eine Barzahlung aus den Verkaufserlösen der Unternehmensteile und Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft von Prokon gehören. Dabei sollen die Anleger auch die Möglichkeit erhalten, ihr Geld im Unternehmen zu belassen und so weiteres Eigenkapital zu erwerben.
Prokon-Gründer will Unternehmen weiterführen
Rodbertus versucht unterdessen, auf der geplanten Mitgliederversammlung, die Mehrheit der Stimmen zu gewinnen. Er behauptet, der Insolvenzverwalter wolle das Unternehmen zerschlagen. Das Unternehmen, in Gänze fortgeführt, könne schon im kommenden Jahr mit einem Mittelzufluss (Cash flow) von gut 158 Mio. Euro rechnen, ist Rodbertus überzeugt. Penzlin hingegen hält diese Behauptungen für eine Täuschung und kalkuliert einen Zufluss von 67 Mio. Euro. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Prokon im vergangenen Jahr mit einem Verlust von 478 Mio. Euro abgeschlossen hat.
Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge werden Rodbertus u.a. Betrug und Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Es würden sich Hinweise verdichten, dass die Staatsanwaltschaft Lübeck in Kürze ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen ihn einleitet.
Brigitte Braun-Michels