Stroh abfahren oder einarbeiten?
Welche Gründe sprechen für den Strohverkauf, welche für die Einarbeitung?
Wann lohnt es sich, das Stroh abzufahren?
Stroh abfahren oder einarbeiten, diese Frage stellt sich für viele Landwirte jedes Jahr neu. Neben dem monetären Wert der Nährstoffe, die im Stroh enthalten sind, spielt auch die humusmehrende Wirkung des Strohs eine wichtige Rolle für die Ackerstandorte. Viele Betriebsleiter entschieden sich daher, das Stroh auf dem Feld zu belassen.
Einzelbetriebliche Entscheidung
Andererseits gibt es Betriebe, die z. B. aus Pferdehaltungen den aufgewerteten strohreichen Mist wieder zurückbekommen oder genügend organischen Dünger wie Gülle, Hühnertrockenkot oder Gärsubstrat haben, um die Nährstoffabfuhr ohne große Kosten auszugleichen, so dass immer eine einzelbetriebliche Entscheidung getroffen werden muss.
Im folgenden sind einige Argumente für die eine oder andere Variante zur Entscheidungsfindung aufgelistet.
- Bei den meisten drei- bis viergliedrigen Getreidefruchtfolgen kann das Stroh ohne negative Auswirkungen verkauft werden. Getreide-Raps-Fruchtfolgen haben eine positive Humusbilanz, sie "verkraften" eine einmalige Strohabfuhr besser als Silomais-Weizen-Fruchtfolgen mit ihrer sowieso schon negativen Humusbilanz.
- Eingearbeitetes Stroh trägt zur Humus- und Kaliumversorgung bei, was auf leichten Standorten die Erträge absichern hilft.
- Humuszehrende Kulturen sind z.B. Kartoffeln, Silomais oder Zuckerrüben
- 5 t Stroh (entspricht z. B. einer Strohmenge bei 70 dt Wintergerste pro ha) bringen 500 kg Humus-Kohlenstoff pro Hektar, was dreimal so viel ist wie eine Gabe von 25 m³ Schweinegülle an Humus-Kohlenstoff liefert.
- Die Strohabfuhr entzieht Nährstoffe. Als Faustzahlen gelten 5 kg Stickstoff, 3 kg Phosphat, 17 kg Kaliumoxid und 2,8 kg Magnesiumoxid pro Tonne Stroh bei 5,4 t/ha und einem Korn-Stroh-Verhältnis von 1:0,85.
- Bei 5,4 t Stroh pro Hektar ergeben sich hieraus 27 kg Stickstoff, 16 kg Phosphat, 92 kg Kaliumoxid und 15 kg Magnesiumoxid, die über Dünger ausgeglichen werden müssen.
- Für die Nährstoffabfuhr entstehen Kosten. Bei der Abfuhr werden andererseits Maschinenkosten für den Häcksler eingespart, und die flachere Stoppel-Bodenbearbeitung braucht weniger Diesel.
- Wenn auf das Getreide Raps folgt, bringt die Strohabfuhr Vorteile, weil weniger Pflanzenmaterial vorhanden ist und verrotten muss.
- Die Strohbergung selber braucht allerdings auch Zeit und geeignetes Wetter. Bei schlechtem Wetter kann es zu Bodenverdichtungen kommen.
- Strohmulch hält das Wasser besser und vermindert die Erosionsgefahr.
- Strohmulch erhöht die biologische Aktivität des Bodens und fördert das Bodenleben.
- Wenn das Stroh auf dem Acker verbleiben soll, dann sollte die Häcksellänge maximal 3 cm sein, die Stoppellänge sollte nicht mehr als 20 cm betragen.
- Das Stroh muss gleichmäßig verteilt sein und darf nicht zu tief eingearbeitet werden, beim ersten Arbeitsgang max. 10 cm.
- Gerstenstroh hat einen Nährstoffwert von etwa 24 €/t (Stand Juli 2014). Bei 5,4 t Stroh/ha hat das Stroh „frei Feld“ einen Wert von 130 €/ha.
- Wird für den Abnehmer nicht nur gepresst, sondern auch geliefert, muss der Arbeitsaufwand für diesen Service in Rechnung gesetzt werden.
- Als Faustzahl für das Laden gilt ein Minimum von 5 €/t. Wird das Stroh gelagert, kann man von weiteren 15 (Feld) bzw. 30 €/t (Halle) Kosten ausgehen.
Angelika Sontheimer