Organisationsaufstellungen – Spiritueller Quatsch oder unternehmerisches Handwerkszeug?
Für viele Menschen und besonders für "handfeste Unternehmer" wie Landwirte, sind Organisationsaufstellungen unbekannt. Oft haftet diesem Tool, wie Berater es nennen, der Ruf an, etwas Merkwürdiges zu sein.
Mit Hilfe der Aufstellungsmethode wird es möglich, innere Strukturen von Betrieben und das Beziehungsgefüge der Menschen, die in diesen arbeiten, deutlich zu machen. Unternehmenssysteme, wie landwirtschaftliche Betriebe, lassen sich mit einem Spinnennetz vergleichen: Wenn man es nur an einer Stelle berührt, bewegt sich das Ganze. Und so wie die Spinne das Netz, welches ihrem Flug ein Ende setzt, nicht sieht, können sich auch Unternehmer in nicht für sie erkennbare Fallen „verstricken“. Das unsichtbare Netzwerk eines Unternehmens, ist mächtiger als jede Entscheidung eines Einzelnen, so auch des Betriebsleiters. Mit dem Werkzeug Organisationsaufstellung erhalten Unternehmer oder Geschäftsführer einen Einblick in Sackgassen, die einen möglichen Unternehmenserfolg behindern.
Mit Hilfe einer Aufstellung wird ein räumliches Bild eines Unternehmens oder eines Teams abgebildet, welches sich aus dem Problem oder der Fragestellung, die geklärt werden soll, ergibt. Themen, die behandelt werden, können zum Beispiel sein:
- Hilfe für eine sichere Entscheidungsfindung
- Den eigenen Führungsstil reflektieren und verbessern
- Fusionen/Entwicklungsperspektiven ausloten
- Nachfolgeregelung planen
- Personalentscheidungen überprüfen
- Verstrickte Arbeitsbeziehungen lösen
So läuft eine Aufstellung ab
Zunächst klären Auftraggeber und Aufstellungsleiter das Thema für die Aufstellung ab. Es könnte zum Beispiel lauten: Wie kann eine angestrebte Nachfolgeregelung gut gelingen? Dann werden beteiligte Personen oder Elemente (Stellvertreter), die für die Fragestellung von Bedeutung sind, vom Auftraggeber (Unternehmer) ausgewählt und rein intuitiv in einem Raum aufgestellt. Das könnten in dem Fall sein: der alte Betriebsleiter, der vorgesehene neue Betriebsleiter, wichtige Familienangehörige wie die Ehefrau oder auch ein potentiell anderer Nachfolger. Mit der räumlichen Abbildung der Beteiligten wird oft schon sichtbar, wo es möglicherweise Konflikte gibt. Der Leiter der Aufstellung stellt nun eine "gute Ordnung" her. Dabei berücksichtigt er verschiedene Prinzipien, wie zum Beispiel Würdigung des Alten, Vorrang des Früheren vor dem Späteren, das Recht auf Zugehörigkeit, den Kompetenzvorrang und auch den Ausgleich von Geben und Nehmen als sogenannte "System erhaltende Prinzipien". Zudem werden die Befindlichkeiten der Stellvertreter regelmäßig geprüft und es wird darauf geachtet, dass jede Position im Ausgleich ist.
In einem Unternehmenssystem gibt es ein verborgenes Wissen darüber, was nützt und was schaden könnte. Dieses Wissen beruht nicht auf einer Expertenanalyse sondern es ist in einer Art Informationsfeld vorhanden. Mit Hilfe einer systemischen Aufstellung wird dieses unbewusste Informationssystem "angewählt".
Mittlerweile überprüfen Weltfirmen mittels Aufstellungen, wie sich zum Beispiel geplante Strukturveränderungen auf Mitarbeiter auswirken. Auch Unternehmer im Mittelstand, die mit der Methode in Berührung gekommen sind, haben die Vorteile dieses Werkzeugs längst erkannt. Organisationsaufstellungen sind keine Wunderpille. Adäquat eingesetzt gehören sie aber heute bereits zu den effektivsten und effizientesten Beratungswerkzeugen.
Brigitte Braun-Michels