Düngeverordnung wird novelliert
Neue Regierung erteilt Hoftorbilanz und Stickstoffabgabe Absage / Verschärfte Regelungen in Sicht
Aus Sicht der Wissenschaft hat Deutschland die mit der Düngergesetzgebung verfolgten Umweltziele bisher nicht erreicht. Besonders in Regionen mit hohem Tierbesatz und vielen Biogasanlagen besteht die Gefahr, dass Dünger nicht mehr an den Bedarf der Kulturpflanze, sondern auf den Feldern "günstig entsorgt wird", beklagen Wissenschaftler. Nach einer Erhebung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BALG) zur Düngeverordnung ist die Einhaltung nationaler Stickstoffsalden, die auf 80 kg N/ha/Jahr beziffert wird, noch lange nicht in Sicht.
Kapazitätsgrenze der Bodennährstoffspeicherung erreicht
Innerhalb der EU zählt Deutschland zu den sechs nordwesteuropäischen Ländern mit den höchsten Erträgen je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, aber auch zu den Ländern mit den höchsten nationalen Stickstoff-Salden, stellt die BALG in ihrem Bericht fest. Inzwischen ist die Kapazitätsgrenze der Bodennährstoffspeicherung in vielen Regionen Deutschlands erreicht. Hauptstickstoffquellen sind Mineraldüngemittel und an zweiter Stelle Tierdung.
Hoftor-Bilanz berechnet Stickstoffüberschuss
Eine Möglichkeit, um den Stickstoffüberschuss zu berechnen, ist die sogenannte Hoftor-Bilanz. Danach werden die Stickstoffmengen erfasst, die in einen landwirtschaftlichen Betrieb gelangen (Düngemittel, Tierfutter, ect.) und Mengen, die ihn in Form von landwirtschaftlichen Produkten wieder verlassen (Kulturpflanzen, Milch, Fleisch, Eier, ect.). Es wird angenommen, dass der Rest auf der landwirtschaftlichen Fläche zurückbleibt. Die Methode ist dort leicht anzuwenden, wo Landwirte genau bilanzieren, was auf den Hof kommt und was ihn wieder verlässt.
Bunderegierung plant keine Stickstoffabgabe
Mit der neuen Bundesregierung stehen nun auch wieder Gespräche zu einer Novellierung der Düngeverordnung an. Eine verpflichtende Hoftor-Bilanz soll es aber nicht geben. Das zumindest geht aus einer Antwort von Agrar-Staatssekretär Peter Bleser auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor. Die Hoftor-Bilanz sei nicht hinreichend düngungsspezifisch und werde bei Betrieben mit Viehhaltung von zu vielen Faktoren beeinflusst, die keinen Bezug zur Düngung hätten. Neu geregelt werden sollen die bestehenden Abstandsregelungen zu Gewässern und die Sperrfrist zur Ausbringung von organischem Dünger. Außerdem sollen in Zukunft nur noch emissionsarme Ausbringungstechniken zulässig sein. Eine Stickstoffabgabe soll es ebenso nicht geben.
Brigitte Braun-Michels